Das Licht der Sonne spendet uns Wärme, entspannt damit unsere Muskulatur und den Geist. In gesundem Maße angewandt fördert es zudem einen natürlichen Sonnenschutz. Doch im Detail macht das Sonnenlicht noch viel mehr, als wir in erster Linie sehen und spüren können. So ist es der Hauptspender von Calciferol, bekannt als Vitamin D. Als fettlösliches Vitamin beeinflusst es nahezu alle Stoffwechselprozesse in unserem Körper, auch weil die Arbeitsweise des Vitamin D an die eines Hormons erinnert.

 

Sonnenlicht als "Grundnahrungsmittel"

Natürliches Sonnenlicht gehört neben Sauerstoff und Wasser zu unseren Grundnahrungsmitteln. In allen großen Kulturen der Vergangenheit wurde die Sonne verehrt, denn man wusste schon damals: Ohne Sonnenlicht ist kein Leben möglich. Eine chronische Unterversorgung mit Sonnenlicht führt über die Zeit zu gesundheitlichen Störfeldern in allen Bereichen. Daher sollten insbesondere der Frühling und der Sommer intensiv genutzt werden, um das Verlangen nach natürlichem Sonnenlicht zu stillen.

Es ist heute deshalb wichtiger denn je, Sonnenlicht zu "tanken", da wir den Großteil unserer Zeit in geschlossenen Räumen (Büro, Auto etc.) verbringen. Doch im Gegensatz dazu nehmen mittlerweile viele Menschen unsere Sonne als Störfaktor wahr. Doch dies ist ein Trugschluss, denn gerade durch das Abschotten von unserem natürlichen Taktgeber werden wir anfälliger für Sonnenbrand und Hautirritationen. Eine gesunde Dosis Sonnenlicht gehört zu einem gesunden Leben dazu und ist heute umso wichtiger, da wir uns (teilweise durch den westlichen Lebensstandard bedingt) immer weniger an der frischen Luft aufhalten.

 

Vitamin D - Mehr als nur ein Vitamin

Unser gesamtes Wohlbefinden wird über einen funktionierenden Stoffwechsel definiert. Und dass unser Stoffwechsel reibungslos funktionieren kann, liegt zu einem großen Teil an Vitamin D. Das EFSA-Gremium für diätetische Produkte, Ernährung und Allergien (NDA) wurde gebeten, ein Gutachten zur wissenschaftlichen Untermauerung einer gesundheitsbezogenen Angabe in Bezug auf Vitamin D und seinen Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems abzugeben. Im Jahr 2015 wurde daraufhin folgende Stellungnahme veröffentlicht:

"Ein Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems ist eine vorteilhafte physiologische Wirkung. Das EFSA-Gremium hat zuvor Angaben zu Vitamin D und seinem Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems mit positiven Ergebnissen bewertet. Die Zielgruppen waren die allgemeine Bevölkerung und Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren. Das EFSA-Gremium ist der Ansicht, dass die Rolle von Vitamin D für die Funktion des Immunsystems für alle Altersgruppen gilt, einschließlich Säuglinge und Kleinkinder (von der Geburt bis zum Alter von drei Jahren). Das EFSA-Gremium kommt zu dem Schluss, dass eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen der Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung und dem Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems festgestellt wurde."

Dies spiegelt sich auch in den europäischen Verordnung für sogenannte "health claims" wider. Dort wird Vitamin D für folgende Anwendungsgebiete geführt:

  • • Vitamin D trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.
  • • Vitamin D trägt zu einer normalen Zellteilung bei.
  • • Vitamin D trägt zu einer Erhaltung einer normalen Muskelfunktion bei.
  • • Vitamin D trägt zu einem Erhalt normaler Knochen bei.
  • • Vitamin D trägt zu einem Erhalt normaler Zähne bei.
  • • Vitamin D trägt zu einer Aufnahme und Verwertung von Calcium und Phosphor bei.
  • • Vitamin D trägt zu einem normalen Calciumspiegel im Blut bei.

Dies sind nur einige Punkte, die Vitamin D in unserem Körper beeinflusst. Die komplexe Verzahnung lässt sich am Beispiel des Mikronährstoffs Magnesium aufzeigen. So wird eine geregelte Magnesium-Aufnahme über eine geregelte Calcium-Aufnahme beeinflusst, welche wiederum von Vitamin D (und auch Vitamin K) abhängig ist. Ein langfristig zu geringer Vitamin-D-Spiegel kann dementsprechend auch negative Folgen für den Calcium- und Magnesium-Haushalt bedeuten.

 

Wann können wir in Mitteleuropa Vitamin D durch die Sonne bilden?

Allein nach den Aussagen der europäischen Behörden hat der Großteil der Bevölkerung leider viel zu wenig Vitamin D in ihrem Depot vorrätig. Vitamin D gehört mitsamt der Vitamine A, E und K zu den fettlöslichen Vitaminen. Dies bedeutet, dass wir es im Gegensatz zu den wasserlöslichen Vitaminen (z.B. Vitamin C oder nahezu alle B-Vitamine) nach der Aufnahme in einem Depot speichern können. Doch wie lange reicht ein gefüllter Vitamin-D-Speicher, vor allem in den dunklen Wintermonaten?

Vitamin D wird in der Haut eines jeden Menschen produziert, sobald ausreichend Sonnenlicht zur Verfügung steht. Der Sonnenstand in unseren europäischen Breitengraden ist im Großteil des Jahres jedoch nicht dafür geeignet. Erst zum 10. April eines jeden Jahres beginnt die Synthetisierung von Vitamin D. Es spielt dabei kaum eine Rolle, ob Sie sich auch vor dem 10. April ausreichend in der Sonne aufhalten. Der Sonnenstand ist in dieser Zeit noch zu flach, um einen größeren Einfluss auf die Produktion von Vitamin D in der Haut zu haben.

Ab dem 5. September eines jeden Jahres versiegt die durch den Sonnenstand initiierte Produktion des Vitamin D allmählich wieder. Ab diesem Tag steht die Sonne bis zum 10. April des Folgejahres nicht mehr hoch genug, damit wir uns selbst mit dem "heiligen Sonnenhormon" versorgen können. Die Frage ist nun, wie gut wir bis dahin unser Vitamin-D-Depot gefüllt haben und wie hoch unser Verbrauch über die Wintermonate ist. Laut Statistik ist jedoch deutlich zu erkennen, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland nicht ausreichend Vitamin D in ihrem Depot besitzt, um anständig über die Wintermonate zu kommen, was sich zumeist auch in auftretenden Grippewellen zum Ende des Winters äußert.

Es bleiben uns jährlich also nur etwa fünf Monate Zeit, um unsere Vitamin-D-Speicher auch über kürzere Aufenthalte in der Sonne aufzufüllen. Aufgrund der weitreichenden und essentiellen Funktionen als auch der oftmals unterversorgten Bevölkerung wird deutlich, wie wichtig Vitamin D und damit das Sonnenlicht auf unseren Stoffwechsel ist. Daher sollte in den Frühjahrs- und Sommermonaten ausreichend Zeit an der frischen Luft eingeplant werden, um die für den Vitamin D-Stoffwechsel benötigte UVB-Strahlung der Sonne einzufangen. In entsprechenden Zeitabständen können regelmäßige Sonnenbäder in den Morgen- oder Abendstunden wahre Wunder wirken.

 

Normwerte für Vitamin D im Blut

In der Medizin gelten etwa 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/l) als unterer Grenzwert. Im Bereich von 40 ng/l bis 60 ng/l sollte sich der Mitteleuropäer aufhalten, Werte von 60 ng/l bis 80 ng/l werden als optimal angesehen. Bei immunologisch schwach aufgestellten Patienten werden sogar häufig Werte von unter 10 ng/l analysiert.

Ist der Wert im Blut über Jahre zu niedrig, kann das dramatische Folgen haben. Daher empfehlen wir Vitamin-D-Tests zweimal im Jahr durchzuführen, nämlich einmal zum Frühjahr und einmal Anfang Herbst. So können Sie sehen, wie niedrig Ihr Vitamin-D-Status am Ende der Winterperiode ist bzw. wie hoch der Wert im Herbst ist und ob dieser ausreicht, um über die Wintermonate zu kommen. Bestimmen lässt sich der Vitamin-D-Status mittels Bluttest, entweder über den Hausarzt bzw. Labor oder auch über UV-Tests, die direkt vor Ort durchgeführt werden können. Derartige UV-Tests bieten nicht nur Ärzte, sondern auch immer häufiger Heilpraktiker oder Apotheken an. In beiden Fällen liegen die Kosten bei ca. 30 Euro.

 

Kein Sonnenlicht: Welche Alternative zur Bildung von Vitamin D habe ich in den Wintermonaten?

Vitamin D kann dem Körper auch über die Nahrung zugeführt werden. Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Vitamin D sind Lachs, Hering, Makrele, Leber sowie Avocados und Pilze. Etwas weniger steckt in Eiern, Butter, Margarine und Milch. Über die Winterzeit sind Nahrungsergänzungsmittel durchaus hilfreich. Dabei sollte jedoch immer auf Reinheit der Inhaltsstoffe geachtet werden. Bei längerfristiger oder gar dauerhafter Einnahme ist zudem auf den Komplex aus Vitamin D und Vitamin K zu achten. Wenn Ihr generell mehr darüber erfahren wollt, dann schaut einmal in unseren Beitrag über Nahrungsergänzungsmittel.

Hinweis: Wenn Ärzte Vitamin D verordnen, ist dies meist Vitamin D2, eine synthetische und gleichzeitig recht ineffektive Variante des natürlichen Vitamins. Bei einer Nahrungsergänzung sollte man daher auf Vitamin D3 (Cholecalciferol) achten.

 

Wie wirkt Sonnencreme auf die Vitamin-D-Produktion?

Wer sich in den Frühlings- und Sommermonaten häufig in die Sonne begibt füllt nicht nur sein Vitamin-D-Spiegel auf, sondern setzt sich auch der Gefahr von Hautrötungen bis hin zum Sonnenbrand und dessen Folgen aus. Die Verwendung eines Sonnenschutzmittels kann dies verhindern. Ab einem Lichtschutzfaktor der Stufe 15 wird das Einwirken der ab einem gewissen Grad schädlichen UVA-Strahlung gedrosselt. Dabei wird jedoch auch die für die Produktion des Sonnenvitamins wichtige UVB-Strahlung blockiert. Dies wiederum führt dazu, dass die Haut zukünftig gegenüber der Sonnenstrahlung empfindlicher reagiert. Darüber hinaus beinhalten gängige Sonnencremes viele Inhaltsstoffe, welche der Gesundheit nicht unbedingt förderlich sind (u.a. Aluminiumsalze und Mineralöle).

 

Gibt es Alternativen zur klassischen Sonnenmilch?

Neben einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel ist der Verzehr von ausreichend Obst und Gemüse für einen natürlichen Sonnenschutz unerlässlich. Eine hohe Dichte an Antioxidantien und vor allem Beta-Carotin gilt als natürlicher Sonnenschutz. Auf die Haut aufgetragenes Aloe-Vera oder auch Kokosöl verhindern Sonnenbrand, ohne dabei die wichtige UVB-Strahlung abzublocken. Das regelmäßige Aufhalten an der frischen Luft - auch im Schatten - verstärkt generell den natürlichen Sonnenschutz. Bei all den Dingen spielt natürlich auch der Hauttyp auch eine Rolle. Und auch wenn uns viele Ärzte oder Beiträge über Hautkrebs etwas Anderes suggerieren: Prinzipiell sollte unsere Sonne nicht als etwas Gesundheitsschädliches angesehen werden. Im Gegensatz dazu sollten wir wieder mehr mit der Sonne "trainieren", um unseren natürlichen Schutz zu erhöhen und damit langfristig gesundheitliche Vorteile zu erhalten.